Trumps Angriff auf die Wissenschaft

Shownotes

Welche Rolle spielt der Angriff auf die Wissenschaft im Umbau der USA zu einem autoritären System?

Zitat der Folge

»Der für mich sehr besorgniserregende allgemeine Trend ist die Verwendung von Bundesmitteln und die Nutzung der Bundesbehörden und Ermittlungsbefugnisse, um abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen.«

Esha Bhandari, Stellvertretende Direktorin des ACLU-Projekts (American Civil Liberties Union)

Episodenbeschreibung

Trump und seine Administration greifen massiv die US-Universitäten und wissenschaftliche Institutionen an. Unter dem Vorwand, linke und woke Indoktrination und Antisemitismus einzudämmen, werden drastische Maßnahmen gerechtfertigt, die akademische Freiheit einzuschränken: staatliche Fördermittel in Milliardenhöhe werden gestrichen oder eingefroren, umfassende Entlassungen vorgenommen und zentrale staatliche Strukturen im Bildungsbereich gezielt geschwächt oder zurückgebaut.

Doch darüber hinaus geht es um mehr: Ein zentrales Element von autoritärer Machtkonsolidierung ist die Zerstörung gemeinsamer Realitäten und der Glaube an Fakten, evidenzbasierte Wissenschaft, sowie Meinungsfreiheit, die zentral für ein demokratisches Zusammenleben sind. Der Angriff gegen die Wissenschaft und Bildung ist somit nicht nur ideologischer Art, sondern darüber hinaus ein Angriff gegen die demokratische Gesellschaft an sich und dient als Fundament für einen autokratischen Staatsumbau.

Kapitel mit Zeitmarkierungen

• (00:00:01) – Intro: Trumps Angriff auf Wissenschaft und Bildung – Wie bedroht sind Forschung und Universitäten in den USA?

• (00:03:36) – Finanzielle und politische Eingriffe: Fördermittelkürzungen, Entlassungen und ideologisch motivierte Einschränkungen

• (00:07:41) – Meinungsfreiheit und Diversität unter Druck: Restriktionen, Einschüchterung und gezielte Angriffe auf kritische Stimmen

• (00:12:06) – Widerstandsstrategien: Solidarität, internationale Netzwerke, Boykott und das Exil als mögliche Antworten

• (00:19:01) – Der Rechtsweg: Klagen gegen die Regierung und die Rolle des Supreme Court

• (00:20:52) – Fazit und Ausblick: Was können andere Demokratien daraus lernen und wie können wir Einigkeit und Freiheit verteidigen?

Unsere Expert*innen

Esha Bhandari

• Stellvertretende Direktorin des ACLU-Projekts (American Civil Liberties Union).

Prof. Adrian Daub

• Germanist und Literaturwissenschaftler an der renommierten Stanford University.

Weiterführende Artikel und Quellen

Hintergrund: Mehr über Adrian Daub [🔗 https://dlcl.stanford.edu/people/adrian-daub]

Video-Mitschnitt: Die Heinrich-Böll-Veranstaltung mit Esha Bhandari [🔗 https://www.youtube.com/watch?v=uJI6mCXNJz4]

Hintergründe auf boell.de

• Dr. Ella Müller, Hannah Winnick: „Trumps Wiederwahl begründet eine neue Ära des Autoritarismus“ [🔗 https://www.boell.de/de/2024/11/13/trumps-wiederwahl-begruendet-eine-neue-aera-des-autoritarismus-den-usa-und-global]

• Imme Scholz, Prof. Dr. Markus Hanisch, Jörg Haas: „Nach Trump-Schock: Deutschland und Europa müssen globale Kooperation neu denken“ [🔗 https://www.boell.de/de/2025/05/20/nach-trump-schock-deutschland-und-europa-muessen-globale-kooperation-neu-denken]

Inhalte verbreiten, den Podcast unterstützen

Hat dir diese Folge geholfen, die Zusammenhänge zu verstehen? Dann hilf uns, noch mehr kritische Hörer*innen zu erreichen! Bewerte uns auf **Spotify **und Apple Podcasts und teile diese Episode in deinen Netzwerken.

böll.podcast

Gebündelt und auf den Punkt gebracht: böll.podcast ist das neue Podcastformat der Heinrich-Böll-Stiftung. Hier sprechen unsere Hosts Emily und Lukasz jede Woche mit Gäst*innen über Politik, Gesellschaft und Umwelt. Es geht um Ideen, Konflikte und Fragen, die uns heute bewegen und unser Morgen prägen. Jede Folge eröffnet neue Blickwinkel und lädt dazu ein, gemeinsam weiterzudenken.

Website: [🔗 https://www.boell.de/de/podcasts/boell-podcast]

Spotify: [🔗https://open.spotify.com/show/7kruXVyvQnBjhIxOf2AXIY]

Apple Podcasts: [🔗 https://podcasts.apple.com/podcast/id1846544218]

Fragen oder Feedback zur Sendung gern an podcast[at]boell.de.

Grafik: IMAGO / Middle East Images, Bearbeitung: hbs, alle Rechte vorbehalten.

Transkript anzeigen

00:00:01:

00:00:08: Ich weiß nicht genau, was es für unsere Forschung bedeutet, dass wir im Grunde genommen Angst haben müssen, dass wir dem Talent aus übersehnlich plausibel versichern können.

00:00:16: dass sie hier sicher und frei forschen können.

00:00:20: Dass wir ihnen sagen müssen, nein, es kann natürlich sein, dass, wenn ihr euch zum falschen Äußert, dass dann plötzlich Trumps Schergen vor der Tür stehen und ihr erst mal in Louisiana verschwindet in ein paar Monate und dann irgendwann im Sudan auftaucht oder sowas.

00:00:32: Das können wir auch in keine Rekrutierungsbroschüre schreiben, ehrlich gesagt.

00:00:36: Kommt für unsere tollen Labore, bleibt für, ja, fürs Lager.

00:00:40: Völlig verrückt, aber war, was Professor Adrian Daub von der Universität Stanford da sagt.

00:00:46: Ich bin immer wieder überrascht, muss ich sagen, wie dramatisch sich die Situation in den USA entwickelt.

00:00:52: Und jeden Tag kommen neue Schreckensmeldungen dazu.

00:00:56: Es kann also ziemlich gut sein, dass, wenn ihr diesen Podcast hört, vieles von dem, was hier gerade gesagt wird, schon überholt ist, weil Trump wieder neue Dekrete erlassen hat und sogar das Militär im Inland einsetzen lässt, was ja auch schon passiert ist.

00:01:10: Und deswegen müssen wir festhalten.

00:01:12: Heute, zum Zeitpunkt unserer Aufnahme, ist der thirteenth Oktober, zwanzig fünfundzwanzig.

00:01:18: Und dieser Podcast wird am sechzehnten Oktober veröffentlicht.

00:01:22: Für uns hier bei der Heinrich-Böll-Stiftung ist das ein besonderer Tag, weil wir mit dieser Folge auch unseren neuen Podcast beginnen.

00:01:30: Böl Podcast heißt er.

00:01:32: Bisher habt ihr ja auf den unterschiedlichen Kanälen unserer Podcast rein.

00:01:36: Böl Fokus, Böl Spezial und auch Böl Interview, Debatten, Interviews und auch mehr Teile gehört.

00:01:42: Und jetzt bündeln wir eben all das in einem Böl Podcast.

00:01:47: Jede Woche geht es da um die aktuellen Themen der Heinrich-Böl-Stiftung.

00:01:51: Nächster Woche sprechen wir beispielsweise über den gesellschaftlichen Wandel in China.

00:01:55: Die chinesische Autorin Zhang Jü-Eran hat internationales und wird uns erzählen, was es bedeutet, Erinnerungen in Literatur zu verwandeln, in einem Land, in dem Geschichte oft verdrängt wird und welche Verantwortung Schriftstellerinnen in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen haben.

00:02:15: Ja, in den Wochen darauf geht es dann zum Beispiel auch um die Regierungspraxis der Ampel und mal auch um die italienische Einwanderungsgeschichte.

00:02:23: Immer also mit spannenden Gästen.

00:02:26: Heute sprechen wir über Trump und welche Auswirkungen seine Politik auf die Wissenschaft und Bildung hat.

00:02:33: In den USA aber auch darüber hinaus.

00:02:36: Ich bin Wocherstoma Szewski und sage herzlich willkommen.

00:02:45: Der Podcast der Heinrich Beustiftung.

00:02:50: Im April dieses Jahres hat die Heinrich-Böll-Stiftung Eshaban Dari eingeladen.

00:02:54: Sie ist stellvertretende Direktorin des ACLU-Projekts zur Meinungsfreiheit, Datenschutz und Technologie.

00:03:02: ACLU steht für American Civil Liberties Union.

00:03:06: Die ACLU ist eine NGO mit Hauptsitz in New York, die sich seit über einhundert Jahren in den USA für Bürgerinnenrechte einsetzt.

00:03:15: Und meine Kolleginnen, Emily Toomey hat außerdem mit Professor Adrian Daub gesprochen, der an der Stanford University in Kalifornien unterrichtet und seit fast dreißig Jahren in den USA lebt.

00:03:29: Hallo Emily.

00:03:30: Hallo Lukas.

00:03:31: Wie wurde denn die Stanford-Universität bisher angegriffen?

00:03:36: Die Stanford-Universität hat Anfang August bekannt gegeben, dass sie über dreihundertsechzig Mitarbeiterinnen entlassen muss.

00:03:43: Begründet wurde das mit den Budgetkürzungen durch die neue Förderpolitik von US-Präsident Donald Trump.

00:03:49: Aber die Förderpolitik ist jetzt nicht für jede Universität und Bildungseinrichtung gleich, hat mir Prof.

00:03:55: Adrian Daub erzählt.

00:03:56: Ja, ich glaube, das Problem ist, dass sich der Angriff auf die Universitäten je nach Staat, je nach Institution und je nach Beschaffenheit der Institutionen nochmal anders darstellt.

00:04:08: Das heißt, es gibt bekannt sind die Beispiele von Universitäten, die ganz spezifisch und individuell ins Visier der Regierung geraten sind.

00:04:16: Das gilt für Harvard, das gilt aber auch für Northwestern, das gilt für Columbia.

00:04:21: Das gilt mittlerweile für UCLA und Berkeley scheint langsam ins Fadenkreuz zu... geraten, da wirklich versucht, das Funktionieren komplett unmöglich zu machen.

00:04:30: Das zweite ist eben, dass von den Bundesstaaten massiv Druck gemacht wird.

00:04:33: Das ist eben nicht nur Trump.

00:04:34: Wenn man sich anschaut, die Angriffe auf akademische Freiheit in Texas zum Beispiel.

00:04:39: Natürlich benutzt das die Impulse aus Washington, aber es greift sie auf und benutzt sie eben zu einer ganz starken Beschränkung akademischer Freiheit.

00:04:48: Da heißt dann ja, unser Präsident hat Gendertheorie verboten und sie unterrichten das trotzdem.

00:04:54: Jetzt schmeißen wir sie raus.

00:04:55: Das heißt, die Person wird aber natürlich nicht von Trump rausgeschmissen, sondern von einem normalerweise vom Gouverneur von Texas eingesetzten Präsidenten der Uni.

00:05:03: Das Dritte sind einfach die Rahmenbedingungen des NIH, das National Institute of Health, gibt kaum mehr Geld raus, schon gar nicht für irgendwas, was irgendwie im Verdacht von Wurknis steht.

00:05:14: Das kann was heißen, dass man irgendwie guckt, was Brustkrebs bei Frauen anrichtet, dann hat man trotzdem kein Geld mehr, weil da Frauen drin vorkamen.

00:05:21: Und das hat der Vizepräsident JD Vance sehr genau beschrieben.

00:05:25: Das ist auch gedacht um die Universitäten.

00:05:28: klein zu stützen oder kaputt zu machen.

00:05:31: Wir sind in Kalifornien, wir haben deswegen von unserem Gouverneur nicht viel zu fürchten.

00:05:34: Also die fälschen eher ab, als dass sie umsetzen, was da aus Washington kommt.

00:05:40: Aber wir werden dieselben Steuern auf unser Endowment zahlen müssen, wie jeder andere auch.

00:05:46: Wir bekommen genau die Forschungsgelder nicht, die andere auch nicht bekommen.

00:05:50: Und das macht das normale Funktionieren der Universität sehr schwierig.

00:05:54: Ja, es scheint gewisse Kräfte innerhalb der Administration von Universitäten schon dazu zu verleiten, voraus allen Gehorsam mal schnell Sachen abzuschaffen, die irgendwann mal den Zorn Washingtons Aufsicht ziehen könnten.

00:06:08: Das heißt, wir spüren schon Druck von der Unileitung eben weniger, weil der Gouverneur anruft oder weil Washington Stimmung macht, sondern... Ja, weil das Geld knapp wird oder weil man Angst hat, dass man wahnsinnig an Drittmitteln verliert.

00:06:25: Der Druck, der kommt also von ganz oben sehr massiv.

00:06:28: Und für manche zeigt er sich wie in Harvard schon sehr deutlich, wenn da Fördermittel blockiert werden, zukünftig auch gestrichen werden könnten, plötzlich Steuern von über zwanzig Prozent auf das Endowment, also das Stiftungskapital anfallen.

00:06:41: Und dieses Stiftungsvermögen, das besteht aus Spenden, Schenkungen und Investitionserträgen, die langfristig zur Finanzierung der Universität genutzt werden.

00:06:48: Und zusätzlich sollen eben auch ausländische Studierende Gefahr laufen, nicht mehr dort studieren zu dürfen.

00:06:54: Wie deutlich!

00:06:55: Dieser Druck spürbar ist, das hängt also auch davon ab, wer in der Hierarchie über dir steht und wie konform die Person mit der Ideologie der Trump-Administration ist, oder?

00:07:07: Ja, genau.

00:07:08: Aber die Angst, dass dramatische Veränderungen stattfinden, die haben alle.

00:07:12: Und es ist offensichtlich, dass eben ideologische Motive die Förderpolitik unter Trump antreiben.

00:07:17: Das Beispiel von Brustkrebs bei Frauen, das fand ich interessant, weil Esha Bandari auch Krebsforschung als Beispiel genannt hat, um deutlich zu machen.

00:07:25: wie sehr die Freiheit der Forschung und nicht nur der Forschung in Gefahr ist.

00:07:30: Bandari beschreibt einen groß angelegten Angriff auf die fundamentalen Rechte in den eigentlicher demokratischen USA.

00:07:41: Der für mich sehr besorgniserregende allgemeine Trend ist die Verwendung von Bundesmitteln und die Nutzung der Bundesbehörden und Ermittlungsbefugnisse, um abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen.

00:07:52: Und genau hier sehen wir meiner Meinung nach einen umfassenderen Angriff auf die Meinungsfreiheit und letztlich auf die Demokratie, in der Menschen unterschiedliche Ansichten vertreten dürfen.

00:08:03: In vielen Bereichen sehen wir nicht nur, dass die Mittel eingeschränkt oder gekürzt werden, sondern dass die Mittel an die Bedingungen geknüpft sind, dass die Empfängerinnen bestimmte Ansichten nicht vertreten.

00:08:14: oder bestimmte Standpunkte nicht befürworten.

00:08:22: Welche Ansichten sind damit gemeint?

00:08:24: Unter dem Vorwand der Bekämpfung von Antisemitismus und der Eindämmung sogenannte linker und woker Indoktrination werden diese Maßnahmen gerechtfertigt, mit denen an den Universitäten und Forschungsinstitutionen die akademische Freiheit letztlich eingeschränkt werden.

00:08:38: Pro-Palästinensische Proteste wurden ja auch in der Vergangenheit schon brutal von der Regierung niedergeschlagen.

00:08:43: Während Trumps Administration immer wieder vordergründig das Recht auf Meinungsfreiheit ganz plakativ hochhält.

00:08:50: Meinungsfreiheit wird hier wie in vielen anderen Kontexten auch ohne Rücksicht auf Recht und Verfassung unterdrückt und richtigen Klima der Angst und politischen Willkür aufgebaut.

00:09:00: Dabei definiert Trump aber überhaupt nicht, was als antisemitisch, linksextremistisch oder woke zu verstehen ist.

00:09:07: Und darüber hinaus geht es in dem Kulturkampf, den Trump und seine Administration hier führen darum.

00:09:13: weiße Männer zu schützen, die angeblich von Minderheiten ersetzt werden würden.

00:09:18: Ja, das ist ja total absurd, wenn man in die Geschichte schaut und in sämtliche Machtstrukturen in den USA Ob jetzt an den Universitäten oder auch in der Wirtschaft, Politik, in den Medien, überall sind mehrheitlich weiße Männer an der Macht.

00:09:34: Ja genau, weil das, was Trump und Coda verbreiten, das ist im Prinzip faschistisches Gedankengut.

00:09:39: Und der Bereich, den Trump deswegen auch angreift, ist Diversität, so Escher Bandari.

00:09:50: Ein großer Bereich, der im Fokus dieser Regierung steht, ist das sogenannte DEI.

00:09:55: Diversity, Equity und Inklusion, also Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion.

00:10:01: Und viele Mittel wurden an die Bedingungen geknüpft, dass sich die Menschen nicht an die EIN-Initiativen beteiligen.

00:10:07: Dabei bleiben die Bedingungen aber sehr wage.

00:10:10: Schon wer die Gleichheit aller Menschen zum Ausdruck bringt, riskiert den Verlust der Finanzierung.

00:10:15: Wo liegen hier die Grenzen?

00:10:17: Aber abgesehen davon, wie vage das ist, sollte die Finanzierungsmacht des Bundes nicht dazu genutzt werden, diese Art von ideologischer Konformität durchzusetzen.

00:10:26: Wenn Sie beispielsweise ein Krebsforschungslabor finanzieren, ist das Geld für die Krebsforschung bestimmt.

00:10:32: Und Sie können dieses Geld nicht dazu verwenden, die Wissenschaftlerinnen, die es erhalten, zu zwingen, bestimmte Botschaften nachzuplappern oder bestimmte Dinge zu vermeiden, die der Verwaltung nicht gefallen.

00:10:43: Mit anderen Worten, man kann nicht mit der Macht des Geldes Menschen dazu zwingen, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung aufzugeben.

00:10:50: Und genau das beobachten wir derzeit in vielen verschiedenen Bereichen, sei es bei der Finanzierung von Kunst, Wissenschaft oder Universitäten.

00:10:58: Der Versuch, mithilfe von Bundesmitteln Bedingungen für die Meinungsäußerung von Menschen durchzusetzen, die nichts mit dem eigentlichen Zweck des Programms zu tun haben.

00:11:07: Und das ist meiner Meinung nach der wirklich beunruhigende Aspekt dieser Kürzungen.

00:11:15: Die Regierung, die droht mit dem Entzug von Zulassungen, Visereinschränkungen und auch Klagen.

00:11:21: Und die Folgen, die werden jetzt eben schon spürbar.

00:11:23: Entlassungen, Studierende, die wegbleiben, sich für andere Unis in anderen Ländern entscheiden.

00:11:28: Und ausländische Studierende machen ein gutes Drittel der Studierenden an den Unis aus und die bringen sehr viel Geld mit, weil sie mehr an Gebühren zahlen als ihre inländischen Kommilitoninnen.

00:11:39: Es entsteht ein Klima der Angst, was freies Forschen auf die Dauer völlig unmöglich machen wird.

00:11:44: Das würde Daniel bedeuten, dass in den USA in Zukunft die gemeinsame Realität zerbricht, so wie es auch durch Filterbabels der sozialen Medien vorangetrieben wird.

00:11:55: Dass es wissenschaftlich mit Fakten als wahrfest gehalten wird, geht verloren.

00:12:01: Welche Funktionen hat diese gezielte Zerstörung der freien Forschung und Bildung?

00:12:07: Trump macht eigentlich das, was alle autoritären Herrscher machen, also auch Putin, Erdogan oder Orban.

00:12:14: Er will seine Macht ausweiten auf alle Bereiche der Gesellschaft.

00:12:18: Und darin sind die Universitäten, auch als Orte des kritischen und progressiven Denkens, ein wichtiger Baustein, sagt Professor Adrian Daub.

00:12:26: Ja, es soll, sag ich mal, unabhängige Expertise und unabhängige Quellen von Wahrheit delegitimieren.

00:12:38: Und da sollen die Unis eben gleichgeschaltet werden und im Grunde genommen als politische Akteure und als Informationsquelle der Bevölkerung sollen ausgeschaltet werden.

00:12:49: Darauf läuft es hinaus.

00:12:50: Ein wichtiger Ansatz dabei ist, das historische Bewusstsein zu verändern.

00:12:54: Also wirklich eine neue Version der amerikanischen Geschichte zu schreiben, in der die Sklaverei nur ein Randphänomen ist und keine spaltenen oder anti-amerikanischen Narrative verbreitet werden, so Trump.

00:13:06: Schon in seinem Wahlkampf hat er versprochen, Schulbücher und Museen proamerikanisch überarbeiten zu lassen.

00:13:13: Und außerdem soll das Verhältnis zur Evidenz, wie sie ja zentral für freie Wissenschaft ist, verändert werden.

00:13:18: Was das heißt, beschreibt Daub hier am Beispiel des US-amerikanischen Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr.

00:13:25: Er will Impfungen ganz klar abschaffen, selbst bei so Fragen wie Ernährungslehre orientiert er sich nicht mehr am wissenschaftlichen Konsens, sondern einfach an irgendwelchen komischen Verschwörungstheorien, die er im Internet aufgelesen hat.

00:13:39: Also wenn man sich anguckt, warum RFK Junior zum Beispiel, sogenannte Seed-Oils, also ich weiß gar nicht, was das sind, aber das sind irgendwelche Öle, die macht er verantwortlich für, wahrscheinlich wieder Autismus, wer weiß.

00:13:51: Und es will er ersetzen durch Rinderfett.

00:13:54: Und das soll angeblich irgendwie was ganz Tolles sein.

00:13:57: Ich kann Ihnen sagen, wo das herkommt, das ist ursprünglich ein Nazi-Meme.

00:14:02: Da hat er das eben aufgelesen.

00:14:03: Und das ist die Zukunft, die diese Leute sich wünschen.

00:14:06: Wo sozusagen ein Nazi-Influencer im Grunde genommen genauso viel Einfluss hat auf die Empfehlungen, was ihre Kinder dann irgendwann mal in der Schule essen dürfen, wie eben ein Professor oder eine Professorin, die das ihr ganzes Leben lang eben untersucht haben.

00:14:21: Der Umbau von einer der führenden Demokratien unserer Welt hin zu einem autoritären System sind in den USA also schon recht fortgeschritten.

00:14:29: Das Informationen wird wirklich strategisch verbreitet.

00:14:31: Trump stellt sich über Gesetze und Institutionen innerhalb der Regierung und auch darüber hinaus.

00:14:37: Gerichte wie der Supreme Court wurden politisch besetzt, die Zivilgesellschaft eingeschichtert, Bürgerrechte eingeschränkt und der sogenannte Kampf gegen den inneren Feind ausgerufen.

00:14:48: Ja, und nun werden Lehrpläne ideologisiert.

00:14:51: Die Freiheit der Forschung wird eingeschränkt.

00:14:55: Wie können Universitäten, Wissenschaftlerinnen und die Zivilgesellschaft in den USA denn widerstandsfähiger werden?

00:15:02: Was muss jetzt passieren, um den Entwicklungen entgegenzutreten?

00:15:07: Das allererste, was von allen Beteiligten und Beobachtenden genannt wird, ist Solidarität.

00:15:13: Zwischen den Institutionen, also unterhalb der Universitäten, aber auch international, sagt Esha Bandari.

00:15:34: Ich denke, der richtige Weg ist zu sagen, Wenn ihr einen von uns aus diesen unberechtigten Gründen angreift, sind wir alle davon betroffen.

00:15:42: Es ist also nicht so, dass nur ihr angegriffen werdet und wir euch damit alleine lassen.

00:15:46: Wir sehen jetzt schon mehr kollektives Handeln der Universitäten, mehr Erklärungen, die von vielen von ihnen unterzeichnet werden.

00:15:54: Nicht von allen, aber von vielen.

00:15:56: Und ich denke, die Universitäten sollten sich als kollektiv.

00:15:59: als kollektive Institutionen verstehen, als wichtiger Teil einer demokratischen Gesellschaft, der zusammenstehen muss, anstatt miteinander zu konkurrieren.

00:16:08: Wenn die Universitäten gemeinsam stark auftreten und sagen würden, wir werden diese Prinzipien nicht untergraben, wir werden bestimmten Bedingungen, die beispielsweise eine rote Linie für die staatliche Aufsicht über die akademische Lehre darstellen, nicht zustimmen.

00:16:22: Wenn alle Universitäten zusammenstehen und das sagen würden, wäre das meiner Meinung nach sehr wirkungsvoll.

00:16:32: Ich denke, dass Solidarität eben auch heißen kann, dass man gewisse Kapazitäten übernimmt, auslagert, dass man Daten übernimmt und einbunkert und so weiter.

00:16:41: Das wendig ist, glaube ich, sehr, sehr wichtig.

00:16:44: Das ist aber wirklich nur für eine Überlebensstrategie.

00:16:47: Andere effektive Widerstandsstrategien sind daher auch bestehende Nationale wie auch internationale Netzwerke zu stärken und auch Neue zu bilden.

00:16:55: Und sogar Boykott könnte nach Meinung von Professor Daub ein wirkungsvolles Signal sein.

00:17:00: Sie können uns positive signalische Senden, unsere Forschung unterstützen, unsere Daten bewahren und unsere Arbeit weiterführen.

00:17:08: Aber es ist glaube ich auch ganz, ganz klar, dass irgendwann möglicherweise auch ein Ausschluss amerikanischer Universitäten oder zumindest bestimmte Institutionen innerhalb dieser Teil des Repertoires einer sich selbst verteidigende Demokratie sein muss.

00:17:26: Wie sieht es denn mit den Optionen aus ins Ausland?

00:17:30: zum Beispiel zu emigrieren, also ins Exil zu gehen, weil ProfessorInnen der Yale University, die haben das ja schon gemacht, also die sind dem Ruf zum Beispiel an die Uni in Toronto gefolgt.

00:17:41: Professor Adrian Daub hat gesagt, dass wirklich alle in der Kollegschaft darüber nachdenken und für manche mag das eben eine Strategie sein.

00:17:49: Aber das ist natürlich auch nicht ganz leicht.

00:17:51: Da hängen Leben und Karrieren en masse dran.

00:17:54: Dann nochmal schnell mit fünfundfünfzig in Job als Geologen in, nicht, Nordkensis sich nochmal zu angeln und möglicherweise das Haus umziehen zu müssen.

00:18:02: Nicht ganz einfach.

00:18:03: Also nicht sagen wir so wie in einer deutschen Uni, dass man sagt, gut, dann steig ich in die ICE.

00:18:07: Also das heißt, die Leute müssen wirklich bereit sein, ihre Leben umzuwerfen.

00:18:10: Und das ist die Frage, ob das dann dazu kommt.

00:18:13: Ja.

00:18:14: Soweit kann es kommen, die CEU, die Central European University, ist in Europa dafür ein ziemlich gutes Beispiel, wie ein ganzer Campus umgezogen werden kann.

00:18:26: In diesem Fall von Budapest nach Wien, um den Repressionen der Orban-Regierung in Ungarn zu entkommen.

00:18:34: Ja, aber Prof.

00:18:35: Daub hält ein Umzug der US-amerikanischen Unis eigentlich für unmöglich.

00:18:40: Ja, also ich glaube, das wird ganz schwierig sein.

00:18:42: Also die Vorstellung, dass irgendwie die Harvard Corporation sich auflöst und dann in, weiß das ich, in Norfolk oder sowas sich wieder konstituiert oder sowas als schönen ländlichen Campus.

00:18:53: Das ist sehr schwer vorstellbar.

00:18:56: Das funktioniert nicht.

00:18:57: Diese Unis sind mit ihren Umgebungen stark verwoben.

00:19:01: Die bisher wirkungsvollste Strategie ist also vermutlich das, was Harvard auch schon als Weg eingeschlagen ist.

00:19:07: Den Rechtsweg gehen, also klagen.

00:19:14: Ich finde es auch sehr hilfreich, dass die erste Universität, die Klage eingereicht hat, Harvard ist.

00:19:19: Denn Harvard ist Harvard und verfügt über beides.

00:19:22: Viel Autorität und viel Macht und viele Ressourcen.

00:19:26: Wenn also eine Institution wie Harvard als erste Stellung bezieht, gibt es hoffentlich auch kleineren Institutionen, die nicht über die gleiche Autorität, Macht und Bekanntheit verfügen, die Kraft sich gegebenenfalls anzuschließen.

00:19:42: also klagen ist wahrscheinlich das aller ist wahrscheinlich das probateste mittel der zeit.

00:19:45: das problem ist zweierlei bis sich sowas durch die instanzen hangelt.

00:19:49: das dauert ewig viel zeit.

00:19:51: das heißt wenn ich als präsentin einer universität nicht weiß ob ich mit diesen drei milliarden jetzt wirtschaften kann oder nicht wie lang hält man das aus?

00:19:58: und wenn der supreme court das bewusst auf die lange bank schiebt um den präsenten den sie als ihren Führer irgendwie wahrzunehmen scheinen ein gefallen zu tun gut dann kann das natürlich dann plötzlich sein dass ich dass ich vor einem bankrott stehe oder einem cashflow problem stehe obwohl ich irgendwann mal recht bekomme.

00:20:16: und dann was soll man dann machen?

00:20:17: dann kann man entweder kapitulieren oder man kann hoffen dass man irgendwie am konkurs vorbei schranke.

00:20:23: und das andere problem ist am plus ist im endeffekt dann halt doch der supreme court.

00:20:27: Was, wenn der einfach beschließt, dass es jetzt dieses Recht plötzlich gibt, dass dem Präsidenten werden jetzt ständig neue Befugnisse zugeschanzt, die Joe Biden mysteriöserweise nicht hatte.

00:20:39: Und Trump hat sie jetzt eben.

00:20:41: Und das wird ohne Erklärung einfach rausgehauen.

00:20:44: Es ist ein Kudetat von oben.

00:20:46: Was bedeutet das jetzt zum Schluss für andere Länder, wie uns jetzt hier in Deutschland zum Beispiel?

00:20:53: Erschreckenderweise sind die USA leider kein Einzelfall, so auch Eschar Bandari.

00:21:01: Wir erleben

00:21:01: weltweit Angriffe auf demokratische Institutionen.

00:21:04: Das betrifft nicht nur eine bestimmte Regierung oder bestimmte Politikerinnen.

00:21:09: Überall gibt es Bedrohungen für die Meinungsfreiheit, für die Unabhängigkeit der Justiz, für den Grundsatz eines fernen Verfahrens, für Inklusion und die Rechte von Einwanderern.

00:21:19: Ich denke, dass es hier gemeinsame Lehren gibt.

00:21:24: Eine Lehre aus den Entwicklungen in den USA ist für Daub ein, wie er sagt, einfacher Dreisatz.

00:21:30: Man kann der Diktatur vorbeugen, indem man den Leuten an der Uni eine Unabhängigkeit garantiert.

00:21:36: Das heißt, was man ihnen sozusagen genügend infristete Stellen bereit stellt, dass sie sagen können, ich publiziere, was ich will.

00:21:44: Und ihr könnt mich mal, das ist äußerst wichtig, zweitens, dass man versucht, Abhängigkeitsverhältnisse zu reduzieren, soweit es nur geht.

00:21:52: Weil, wenn die Unileitung erst Druck empfindet, dann ist es zu spät, dann wird der natürlich irgendwie weitergegeben an die Leute, die am abhängigsten sind von der Universität.

00:22:01: Und drittens, dass man sozusagen die Einbürgerung und das dazugehören von Menschen, die erst erst kürzlich dazugekommen sind, nicht zur Debatte stellt.

00:22:11: Und für jeden und jede einzelne von uns bedeutet das letztlich genau das zu tun, was auch die Motivation von diesem Podcast ist, zu informieren, aufzuklären und sich mit anderen genau darüber dann auszutauschen, eigene Netzwerke bilden für Bürgerrechte und eine demokratische Grundordnung im privaten und auch öffentlichen einstehen.

00:22:30: Wow, das war echt ne... Krasse erste Folgen, krasse Ausschlag.

00:22:34: Emily Thouet, vielen Dank.

00:22:36: Das war die erste Folge des Boil Podcasts über die Angriffe von Trump auf Wissenschaft und Bildung.

00:22:43: Ja, sehr gerne.

00:22:44: Danke.

00:22:44: Ich freue mich auch sehr schon auf nächste Woche.

00:22:46: Da sprechen wir beide ja auch noch mal zusammen.

00:22:48: Genau.

00:22:48: Nächste Woche sprechen wir hier mit technischen Autorin Zhang Jueran über den gesellschaftlichen Wandel in China und welche Verantwortung eigentlich Schriftstellerinnen in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen tragen.

00:23:01: Abonniert gerne den Kanal, um keine weitere Folge zu verpassen.

00:23:05: Alle Podcasts der Heinrich-Böll-Stiftung könnt ihr auf Spotify, Apple-Podcast oder der Podcast-App Eurer Wahl.

00:23:12: Für Feedback und Kritik schreibt uns auch gerne eine Mail an PodcastatBell.de und empfiehlt uns gerne weiter.

00:23:20: Dieser Podcast ist übrigens eine Produktion des Audio-Kollektivs.

00:23:24: Mit mir, Emily Thuny.

00:23:26: Und ich, Binogo

00:23:33: Kastomaszewski.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.